Sonntag, 23. August 2015
[ Hitze ]
Duft - so leicht er verfliegt, so tief kann er sich im Gedächtnis festsetzen. Die warme Sonne entfaltet die Düfte von ein paar Blüten in einer Vase hier auf dem Fensterbrett, und ein leichter Wind trägt sie mir ins Zimmer und versetzt bei der Sonntags-Siesta ins Paradies ...
Der Duft von ein paar kleinen 1jährigen Veredlungen der
Rose 'Souvenir de St. Anne's', der an den heißen Tagen beim Veredeln bestimmt zehn Meter weit über dem Feld lag, wird für mich
die Erinnerung an den Sommer 2015 bleiben. Dann, wie starke, schwarzrote Neutriebe bei
'Mme Ernest Calvat', einer bisher nie groß aufgefallenen Sorte, mir in der Juli-Hitze plötzlich über den Kopf gewachsen sind. Und noch mehrere Rosen, deren Schönheits-Entfaltung in der Wärme dieses Sommers überrascht hat.
Endlich hat es nun ja voriges Wochenende einmal geregnet, heute könnte auch noch ein wenig kommen. Alles noch viel zu wenig für den Boden, der hier
schon seit Anfang April austrocknet, aber die Dürre ist nicht mehr alternativlos, es gibt immerhin Hoffnung, anders als in der Europa-Politik, wo unser großes Land das kleine Griechenland in endlose Schuldknechtschaft drückt und das "Hilfe" nennt.
Alteingewachsene Rosen auf unseren lehmigen Böden finden mit ihren tiefen Wurzeln wohl im allgemeinen trotzdem immer noch genug Wasser, um nicht nur zu überleben sondern kräftig zu wachsen, uns das will was heißen! Und spricht für mehr Rosen im Garten, wenn das Wetter bei uns immer öfter mediterran wird.
Der Gärtner mit seinen per dato 2313 Rosen in Töpfen mußte sich diesen Sommer was einfallen lassen und den Bewässerungsrhythmus eisern durchhalten, und das hat den Pflanzen gutgetan. Bei wechselhaftem Wetter kann man sich beim Wasserbedarf schon mal zugunsten der eigenen Bequemlichkeit verschätzen; bei anhaltender Trockenheit hingegen
muß je nach Verdunstung ein Mal täglich (jetzt) bis alle 3 Stunden (bei >35°) Wasser
durch die Vließmatte sickern, auf der die Töpfe stehen und saugen, bzw durch die Leitungen tropfen, sonst hat man wenig später von unten heraus gelbe Blätter oder gar Rosentabak. Das Thema Gärtnereien und Gießen schaffte es kürzlich sogar
in unsere Zeitung, wo rosenwelten an vorderster Stelle genannt wurde.
So verging der Juli, in dem die Firma
zehn Jahre alt geworden ist, doch für Feiern oder Sentimentalität war bei über 30° keine Muße.
Dann habe ich den Rosen gar noch Kopftücher aufgebunden. Bedroht die Islamisierung jetzt schon die deutsche Scholle? Nein, aber die Amseln scharren neuerdings dermaßen heftig nach irgendetwas in den Rosentöpfen, daß die ganze obere, wenig durchwurzelten Erdschicht mitsamt dem organischen Dünger herausgewirbelt wird. Mit den "Kopftüchern", zugeschnitten aus altem weißem Winterabdeckvließ, ist dieses Problem nun gelöst, zugleich das der herausfallenden Erde bei Windwurf, und außerdem die Verdunstung verringert, also Wasser gespart, und es werden die hohen Temperaturen an den Wurzeln gemildert. Schon nach zwei, drei Wochen mit Kopftuch war den Pflanzen anzusehen, wie sie sie schätzen, größere Blätter, schönere Blüten und kräftigere Triebe entwickeln. Und schön sieht es auch noch aus!
Also, wenn Sie schon wieder graben können, und vielleicht haben Sie sogar ganz gut Zeit, noch Ferien? - jetzt ist
die beste Zeit, sowohl zum Auswählen, denn Sie sehen die Pflanzen im schönsten Wachstumszustand und die mehrmalsblühenden noch blühend - und zum Pflanzen, denn sie wachsen im warmen Boden schnell an und sind dann schon eingewachsen, bevor der Winter kommt.
Die erwähnte 'Souvenir du St. Anne's' gibt es nächstes Frühjahr im Topf. Beim diesjährigen Veredeln sind durch Augentausch mit Kollegen
@omiobio in der Schweiz, ein paar Alte Rosen neu ins Sortiment gekommen, die es ab 2017 dann als Containerpflanzen gibt, wenn alles gutgeht. Die von mir sehr empfohlenen und von Ihnen hoch geschätzten
Rosen von Noack dagegen veredle ich seit 2011 nicht mehr selbst, da Noack zu große Mindestveredlungsmengen verlangt. Ich habe aber noch einen ansehnlichen Bestand und will sie künftig bei Noack zukaufen, um sie weiter anbieten zu können.
Bei dem Stauden und Gräsern hier im Garten war die Auswahl nie größer und die Qualität noch nie kräftiger. Erstmals gibt es zwei wunderschön blaue Herbst-Salbei,
uliginosa und
azurea in einiger Stückzahl, die
Federgräser stehen in schönster Blüte, und erstmals habe ich
Mönchspfeffer und
richtig rote Tränende Herzen. Alles dieses Jahr neu eingetopft und groß und stark. Die wunderbare
Rispenhortensie 'Vanille Fraise' und alle drei bisherigen Lavendel-Sorten sind wieder da und der
Provence-Lavendel 'Grosso' ist vom Lavendel-Spezialisten Bastin neu dazugekommen.
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