Mittelalter-Hospitäler in Geschichtsdarstellungen |
Johanniterregel und Heilig-Geist-Regel gelten seit der Herausbildung der Krankenpflege als aufopferungsvoller
und selbstloser
Frauenberuf im 19. Jh. als die mittelalterlichen Vorbilder für christliche Caritas bzw. Diakonie. Dabei sind ihr genaues Alter und ihre Entstehungszusammenhänge recht unklar. Regeln von Hospital-Bruderschaften in niederländischen Handelsstädten des späten 12. Jahrhunderts sind dagegen als Originalurkunden erhalten. Die den Kranken zu erweisende Unterstützung und Pflege steht darin nicht in dem liturgischen und asketischen Kontext wie in den Hospitalordensregeln, eher wie gegenseitige Hilfe, die ein reisender Kaufmann zum Beispiel dem andern leistete. Möglicherweise sind die einschlägigen Bestimmungen der bruderschaftlichen Hospitalregeln sogar ursprünglicher als die der Ordensregeln und diese von jenen abgeleitet.
Ausgangspunkt | Die Texte | Gruppierung der Texte nach Wortlautübereinstimmungen | Unterscheidung der verschiedenen Inhalts-Schichten in den Textgruppen | Entwicklungsgeschichte der Inhalte und der Texte | Resümee |
Sammlung | Überlieferung | Form | Gebrauch | Forschungsstand zur Entstehungsgeschichte | Ergebnis |
Datierung, Entstehungszeit | Beteiligte Personen | Anlässe | Nachträgliche Änderungen | Ausschmückung |
Die Initiative zur Ausstellung einer Urkunde ging in der Regel von demjenigen aus, der für einen Besitztitel Sicherheit haben wollte (Empfänger). Er bat dann einen, dessen gesellschaftliche Stellung solche Sicherheit wahrscheinlich würde bieten können (Aussteller), um die Ausstellung einer Urkunde, mit einem ganz bestimmten Text. Statt des Empfängers oder zusätzlich zu ihm konnte eventuell noch eine dritte, dem Empfänger nahestehende Partei um die Ausstellung der Urkunde nachsuchen (Petent). Wenn Empfänger und Aussteller sich des Einverständnisses weiterer im fraglichen Bereich einflußreicher Personen mit dem Urkundeninhalt versichern wollten, konnten sie diese als ihre Ratgeber ausgeben.
SELECT personenverzeichnis.person_name, beziehung, text_name, arenga FROM personenverzeichnis INNER JOIN (textverzeichnis INNER JOIN texteundpersonen ON textverzeichnis.text_nr = texteundpersonen.text_nr) ON personenverzeichnis.person_nr = texteundpersonen.person_nr WHERE arenga > '' ORDER BY person_name, text_name;
Aussteller und "Ratgeber": Das waren Diözesanbischöfe (allen voran die von Cambrai und Tournai), Schöffen (von Brügge, von Gent), "Verständige Männer"
Adressaten: Als Adressaten nennen die Texte häufig die betroffene Gemeinschaft bzw. als deren Repräsentant den Meister oder die Meisterin.
Daß die Adressaten selbst den Text beigebracht hätten und um Bestätigung gebeten erwähnen viele Hospitalregeln, zum Beispiel Lüb.dt.: Montdidier Amiens
Dit is de orde vnde leuent der brodere vnde sustere, de se holden scolen in deme hus to lubeke des hilligen geistes, also se utgegeuen sint van wisen papen vnde leyen na eren egenen couentes begheringhe vnde bede.
Nicht weniger häufig wird die Allgemeinheit als Adressat genannt. Ihr soll durch die Urkunde verkündet werden, welche Lebensregel in dem Hospital N. gilt.
Manchmal ist auch der Petent der Adressat.
Petenten: Das konnten die betroffene Gemeinschaft oder der Stifter sein.
© Bernhard Höpfner 2002-2022.