Mittelalter-Hospitäler in Geschichtsdarstellungen |

Die ältesten Regeln mittelalterlicher Hospitäler

Johanniterregel und Heilig-Geist-Regel gelten seit der Herausbildung der Krankenpflege als aufopferungsvoller und selbstloser Frauenberuf im 19. Jh. als die mittelalterlichen Vorbilder für christliche Caritas bzw. Diakonie. Dabei sind ihr genaues Alter und ihre Entstehungszusammenhänge recht unklar. Regeln von Hospital-Bruderschaften in niederländischen Handelsstädten des späten 12. Jahrhunderts sind dagegen als Originalurkunden erhalten. Die den Kranken zu erweisende Unterstützung und Pflege steht darin nicht in dem liturgischen und asketischen Kontext wie in den Hospitalordensregeln, eher wie gegenseitige Hilfe, die ein reisender Kaufmann zum Beispiel dem andern leistete. Möglicherweise sind die einschlägigen Bestimmungen der bruderschaftlichen Hospitalregeln sogar ursprünglicher als die der Ordensregeln und diese von jenen abgeleitet.

Ausgangspunkt | Die Texte | Gruppierung der Texte nach Wortlautübereinstimmungen | Unterscheidung der verschiedenen Inhalts-Schichten in den Textgruppen | Entwicklungsgeschichte der Inhalte und der Texte | Resümee |

Die Texte vorläufige Übersicht und äußere Eigenschaften

Sammlung | Überlieferung | Form | Gebrauch | Forschungsstand zur Entstehungsgeschichte | Ergebnis |

Ergebnis

Überliefert sind von Päpsten später zahllose Bestätigungen der Augustinerregel für Hospitäler, bsd. deutsche, das hat REICKE so verstanden, als hätten die Hospitalkonvente nach dieser Augustinerregel gelebt.

1214-15 schrieben französische Provinzialkonzile, abgehalten zur Vorbereitung des Laterankonzils, Hospitalgemeinschaften vor, beim Eintritt drei Gelübde abzulegen, d.h. sich zu einem mönchsähnlichen Leben zu verpflichten. Dies dringt in der Folgezeit auch in Texte ein, die es zuvor nicht gekannt hatten (Brugge).

Trotzdem gab es keine Einheitlichkeit der von den Bischöfen erlassenen Regeln.

Es handelt sich bei den mittelalterlichen Hospitalregeln also um ein Korpus von Texten, das konstituiert ist durch

  • Ähnlichkeit ihrer Funktionen,
  • Ähnlichkeit ihrer Formen,
  • multiple Analogien (Textübereinstimmungen) zwischen den Elementen.
  • gewisse lokale und personale Schwerpunkte.,
  • ihre Behandlung in der Forschung.

Sie sind aber trotz des Regulierungsbedürfnisses der kirchlichen Hierarchie durchaus nicht einheitlich in:

  • ihrem Inhalt (sie spiegeln nicht nur einfach alle denselben Geist christlicher Nächstenliebe, dies gegen die ältere Forschung:),
  • ihrer Orientierung an älteren Hospitalregeln als Vorbildern,
  • den Absichten und Umständen, die ihre Entstehung und Einführung be-stimmten,
  • ihrer praktischen Bedeutung für das Leben der von ihnen Betroffenen

© Bernhard Höpfner 2002-2022.